Aloe-Vera-Blatt, quer aufgeschnitten

Aloe

Befeuchtend und antientzündlich

INCI: Aloe barbadensis Miller

Die Echte Aloe gehört zu den Sukkulenten und wird heute weltweit kultiviert. Ursprünglich stammt sie möglicherweise aus dem Sudan oder von der arabischen Halbinsel, aber ganz gewiss lässt sich das heute nicht mehr sagen. Heute findet man sie verwildert und kultiviert in Nordafrika, dem Nahen Osten, in Indien und im südlichen Mittelmeerraum; der geographische Schwerpunkt ihrer Kultivierung liegt vor allem auf den Antillen und in subtropischen Regionen Südamerikas und Mexikos.

Aloe-Vera-Blatt, quer aufgeschnitten

Aloe barbadensis Miller

  • Familie: Asphodeloideae (Affodillgewächse)
  • Synonym(e): Aloe Vera, Bärengalle
  • englisch: Medicinal Aloe
  • Inhaltsstoffe (Gesamtblatt): Aminosäuren, Alkyl-Chromome (u. a. C-Glucosyl-Chromon), Anthracenderivate, Mucopolysaccharide, Harze, Bitterstoffe, Polysaccharide
  • Inhaltsstoffe (Gel): primär Polysaccharide (Galactose, Glucose, Arabinose (Aloinzucker, Aloinose), Xylose und Uronsäuren), darunter Aloverose (Accemannan, geringe Mengen wasserlöslicher Vitaminen, Aminosäuren, Amylase u. a.

Aloe-Vera-Blätter enthalten unterschiedliche Inhaltsstoffe, je nachdem welcher Teil des Blattes genutzt wird. Aloe-Gel entspricht dem inneren, wässrigen Mark der Aloe-Blätter, Aloe-Latex ist ein bitteres Exkret aus den Aloinzellen der Blattrinde, die das Mark umgeben. Beide werden kommerziell genutzt: Das bittere, eingedickte Sekret der Aloinzellen gilt als Laxans, das wässrige Gel als dermatologisch und kosmetisch genutzte Substanz. Wenn im Folgenden von Aloe Vera-Gel gesprochen wird, ist ausschließlich dieses gemeint.

Problematisch ist, dass bei der Gewinnung des Blattgels bei unsauberer Trennung auch die Anthrachinone Aloin A und Aloin B aus den Aloinzellen in das Gel gelangen können; daraus resultiert möglicherweise auch ein geringes allergenes Potential mancher Aloe-Gele. Exakte Forschungsergebnisse stehen dazu noch aus.

Aloe-Vera-Gel ist in verschiedenen Zubereitungen auf dem Markt, pur, vor allem jedoch in Kombination mit Konservierungsmitteln (Kaliumsorbat, Benzoesäure) und Zitronensäure. Auch aromatisierte und mit Zucker angereicherte Aloe-Vera-Säfte sind im Handel. Je nach Verwendungszweck wird sie unter verschiedenen Bedingungen kultiviert: Therapeutisch (z. B. als Laxans) genutzte Aloe Vera wird nicht schattiert und wenig bewässert (allerdings gilt ihr Einsatz heute als sehr umstritten); kosmetisch eingesetztes Gel wird nicht selten durch reichliche Düngergaben und viel Wasser sowie teilweiser Beschattung »erzeugt«.

Beim Kauf sollten Sie unbedingt die Zusammensetzung studieren und sich für 100 % reines, unkonserviertes Aloe-Vera-Gel entscheiden. Von der Konsistenz her ist Aloe-Gel übrigens, wenn es 100 % rein ist, fast flüssig und nicht gelartig. Eine gelartige Konsistenz spricht für Zusätze an Gelbildnern. Unter kommerziellen Produkten werden auch mit Grapefruitkernextrakt konservierte Produkte angeboten. Hier rate ich dringend ab, da konservierungstechnisch wirksame Grapefruitkernextrakte durch ein spezielles Herstellungsverfahren gebildende, kritische Ammoniumverbindungen enthalten.

Auch die Kultivierungsbedingungen spiegeln sich im Preis wieder: Hochwertiges Gel wird nicht »auf Masse« (mit hohen Dünger- und Wassergaben) erzeugt, sondern so, wie es der Pflanze entspricht: Vollsonnig und langsam wachsend, sodass das Blattgel konzentrierte Inhaltsstoffe bilden kann. Billiges Gel ist sehr häufig auch minderwertiger in der Qualität.

Reines Aloe-Vera-Gel hat einen natürlichen pH-Wert von ca. pH 4,51. Meine eigenen Messungen an reinem gekauften Aloe-Saft (Santaverde) und aus einer eigenen Pflanze extrahiert bestätigen diese Aussage.

Inhaltsstoffe der Aloe Vera

  • Im Gesamtblatt: Aminosäuren, Alkyl-Chromome (u. a. C-Glucosyl-Chromon), Anthracenderivate, Mucopolysaccharide, Harze, Bitterstoffe, Polysaccharide.
  • Im Aloe-Gel (das, was wir kosmetisch nutzen): primär Polysaccharide (Galactose, Glucose, Arabinose (Aloinzucker, Aloinose), Xylose und Uronsäuren), darunter Aloverose (auch Accemannan genannt; sie gilt als wertbestimmender und dermatologisch wirksamer Bestandteil des Aloe-Vera-Gels), geringe Mengen an wasserlöslichen Vitaminen, Aminosäuren, Amylase u. a.

Kosmetische Wirkung von Aloe Vera

Reines Aloe-Gel wirkt nachweislich juckreizmindernd, kühlend, entzündungshemmend und feuchtigkeitsbewahrend. Erst 1996 wurde im Gel der Echten Aloe ein C-Glucosyl-Chromom entdeckt, dem die entzündungshemmende Wirkung des Gels zugeschrieben wird. Es besitzt nach heutigen Erkenntnissen nur ein geringes irritierendes Potential und wird von sensibler und gereizter Haut in der Regel gut vertragen; allergische Reaktionen auf das reine Blattgel von Aloe Vera sind sehr selten. In der Forschung werden Fälle von allergischer Dermatitis erwähnt, ein Fall resultierte aus jahrelanger innerlicher und äußerlicher Anwendung, ein anderer nach beginnender kosmetischer Anwendung eines Aloe-Gels; es kam zu Brennen und Juckreiz. Die auslösenden Inhaltsstoffe sind bis heute nicht identifizierbar; möglicherweise gibt es Zusammenhänge mit einer Verunreinigung des Gels durch Antharchinone der bitteren Aloinschicht. Empfohlen wird, das Gel in keinem Falle nach einer Dermabrasion oder einer chemischen Haarentfernung anzuwenden, um allergischen Reaktionen vorzubeugen.

Erwähnenswert ist die antioxidative Wirkung der Echten Aloe. Das Blattgel hemmt Stoffe, die bei der Entstehung von Gewebedefekten eine Rolle spielen und stimuliert nachweislich die Collagenproduktion durch Stimulation der Makrophagen und Fibroplasten. Alkoholischer Extrakt aus Aloe zeigte sich in Untersuchungen wirksam gegen bestimmte Viren, Bakterien und Pilze. Klinische Studien belegen zudem eine deutliche Wirksamkeit bei seborrhoischer Dermatitis und Akne.

Bei der Verarbeitung des Gels in Kosmetika sollten Sie eine ausreichende Konzentration (ab ca. 10–15 % im Gesamtprodukt) des Gels einplanen, damit es wirksam ist. Der saure pH-Wert wirkt zudem in Verbindung mit manchen Emulgatoren (u. a. Glycerinstearat SE) destabilisierend auf Emulsionen; hier kann ein Ausweichen auf andere Emulgatoren (oder eine Mischung mit einem anderen) hilfreich sein.

Eine sehr gute Alternative zu frischem Gel ist sprüh- bzw. gefriergetrocknetes, reines Aloe-Vera-Pulver 200:1 (achten Sie darauf, dass es nicht auf ein Trägermaterial wie Dextrose aufgebracht wurde) mit einem standardisierten Aloverose- und kontrolliertem Maximal-Aloin-Gehalt, da es mikrobiologisch geprüft ist und sich in kosmetischen Produkten als mikrobiell stabiler erweist. Aloe Vera 200:1 ist wasserlöslich und wird in Einsatzkonzentrationen von 0,1–0,5 % eingesetzt. 0,1 % Aloe-Vera-Pulver entsprechen einem ca. 20 %igen Aloe-Gel; mit 0,5% Pulver in Wasser oder Hydrolat stellen Sie ein reines Gel her (wobei die Konsistenz nicht gelartig ist, sondern flüssig; die Aussage bezieht sich auf den Wirkstoffgehalt, insbesondere der Aloverose).

Aloe-Vera-Basis 200:1

Ich arbeite seit einigen Jahren mit meiner sog. Aloe-Vera-Basis aus Aloe-Vera-Pulver 200:1 und Glycerin. Wie Sie dieses Compound einfach selbst herstellen und dosieren können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Geben Sie das aus Pulver und Wasser erzeugte »Gel« bzw. die Aloe-Vera-Basis in die handwarme Emulsion und arbeiten Sie es gut ein.

Ernte

Genutzt wird das innere, wässrige Mark des Blattes. Verschiedenen Quellen zufolge sollen erst Blätter älterer Pflanzen die wertvollen Inhaltsstoffe aufweisen. Forschungsbelege dafür habe ich nicht gefunden; eventuell spielt auch der Aspekt der Wirtschaftlichkeit eine Rolle, da erst dann die Masse des Blattgels in einem angemessenen Verhältnis zum Gesamtblatt steht.

Verwendung

Äußerlich und innerlich als Frischpflanzensaft. Während die Wirkungen bei innerlicher Einnahme in der Forschung widersprüchlich diskutiert werden, ist die positive Wirkung der Aloe bei äußerlicher Anwendung anerkannt und durch Studien belegt.

Aus mikrobiologischen Gründen empfehle ich, selbst hergestelltes Aloe-Gel nur frisch zu verwenden, in keinem Fall für Kosmetika, die für eine längere Verwendung hergestellt werden. Hier eignen sich am besten die oben genannten Trockenextrakte; konserviert wird dann das fertige Produkt nach Wunsch.

Herstellung des frischen Blattgels

Verwendet werden frisch geschnittene Blätter. Sollte gelblicher Saft (aus den Aloinzellen) austreten, abtropfen lassen und die Schnittstellen davon säubern, es ist hautreizend. Das Blatt längs aufschneiden und mit einem scharfen, mit Alkohol desinfizierten Messer sorgfältigst filetieren. Dies bedeutet: nicht zu nahe an die umgebende Innenseite der Blattrinde kommen (durch kleine Ausbuchtungen können aloinhaltige Zellen verletzt werden), unbedingt nur das reine, klare Mark auslösen, alle Ränder entfernen und in ein desinfiziertes Glas geben. Sauber arbeiten, alle Werkzeuge und Behältnisse desinfizieren. Nur frisch verwenden.

Aloinhaltige Sekretzellen in aufgeschnittenem Aloe-Blatt

Wichtig: In keinem Fall darf das Sekret der umliegenden Aloinzellenschicht der Blattrinde in das Gel gelangen. Die oft beschriebene Methode, das Mark mit einem Löffel auszukratzen, erscheint mir zu grob und birgt die Gefahr, auch aloinhaltige Sekretzellen zu öffnen. Bitte stellen Sie in keinem Fall Präparate aus dem aloinhaltigen Blattmark oder dem ganzen Blatt selbst her, wie im Internet auf privaten Websites beschrieben wird; die enthaltenen Anthracenderivate sind äußerst umstritten.

Das Gel ist unkonserviert im Kühlschrank nur wenige Tage haltbar. Frisch verwenden oder mit 20 % reinem Weingeist konservieren und dann portionsweise einfrieren.

Quelle

  • Atherton P. First aid plant, Chemistry in Britain, Mai 1998, S. 33–35, in Helena Bader, Aloe Vera, Würzburg 2004

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