INCI: Lysolecithin
Lysolecithin ist ein modifiziertes Lecithin: Durch ein Enzym, die Phospholipase A2, wird eine Fettsäure abgespalten und durch eine OH-Gruppe ersetzt, die die Hydrophilie erhöht. Durch seinen HLB-Wert von 9–12 deckt Lysolecithin in der Praxis eine breite Palette an möglichen Emulsionen ab und kann sowohl Wasser als auch Fettkomponenten effektiv binden.

Kurzportrait von Lysolecithin
vegan
Viskose Flüssigkeit
Dosierung: 0,5–5 %
- CAS-Nr. 85711-58-6
- Funktion und kosmetischer Einsatz: O/W-Emulgator und rückfettende Lipidkomponente für Emulsionen, Haarpflegeprodukte, Duschgele und Badepralinen
- Verarbeitung: In der Fettphase lösen oder in der Wasserphase dispergieren
Schmelzbereich: –
HLB-Wert: 9–12
Klasse: amphoter
Haltbarkeit und Lagerung:
18 Monate (kühl, dunkel, gut verschlossen)
Lecithine sind durch ihren Gehalt an ungesättigten Fettsäuren oxidationsanfällig und sollten eher kühl, dunkel und gut verschlossen aufbewahrt werden. Bei entsprechender Lagerung sind sie ca. 18 Monate haltbar.
Wirkung und kosmetischer Einsatz
Der am deutlichsten wahrnehmbare Unterschied zwischen Lysolecithin und anderen Lecithinen ist das Hautgefühl der Emulsionen. Sie erscheinen »leichter«, geschmeidiger, weniger fettend, weniger stoppend oder filmbildend, wirken befeuchtender und scheinen schneller einzuziehen. Bienenwachs verliert in Emulsionen mit Lysolecithin seine »Wachsigkeit« und erzeugt samtige Weichheit, Wollwachsalkohol und Lanolin ihre »klebrige Schwere« (vor allem letzteres) und wirken intensiv befeuchtend und »satt«. Seine in Emulsionen konsistenzmindernde Wirkung prädestiniert es als Emulgator für Lotionen und Fluids, denen es eine sehr schöne Textur und eine angenehme Haptik verleiht.

Hydrobutter mit Lysolecithin
2007 habe ich Lysolecithin umfassend in Emulsionen mit unterschiedlichen Fettphasen getestet, da es zu diesem Zeitpunkt noch keine Informationen zu diesem Rohstoff gab, auf die ich hätte zurückgreifen können. Obwohl ein effektiver O/W-Emulgator, ist mir damals gelungen, mit Lysolecithin eine »Hydrobutter« herzustellen. Die Emulsion links weist 60 % Fettphase auf und wird mit 1,6 % Lysolecithin emulgiert – eine reichhaltige Creme, die auf der Haut wie Butter schmilzt. Das »Geheimnis« ist das Herstellungsverfahren.
In der Haarpflege hat sich Lysolecithin als pflegender, rückfettender und konditionierender Zusatz (bis 3 %) in Shampoos, Duschgelen, Haarfluids und Spülungen bewährt. Bei sauren pH-Wert wirken Phospholipide als kationische Lipide konditionierend und ziehen auf die negativ geladene Haaroberfläche geschädigter Haarpartien auf. Wichtig ist, den pH-Wert auf ca. 5 einzustellen, damit das Lecithin kationisch wirken kann.
Verarbeitung
Lysolecithin ist unkompliziert in der Verarbeitung und offenbar nicht pH-Wert-sensibel; es kann sowohl in der erwärmten Wasser- als auch in der Fettphase gelöst werden. Auch die Verwendung als Kaltemulgator ist möglich. Durch seinen Honig-Farbton werden die Emulsionen hell- bis vanillegelb. Längeres Erhitzen über 70 °C sollte wie bei allen Lecithinen vermieden werden. Problemlos ist das kurze Einrühren in Wasser kurz nach dem Aufkochen und normales Weiterverarbeiten.
Bei allen Emulsionen ist es sinnvoll, sie 24 Stunden »reifen« zu lassen und sie am nächsten Tag noch einmal gut durchzurühren, da sie sich in der Konsistenz entwickeln.
In Kombination mit Phytosteryl Macadamiate oder Avocadin® erzeugt dieses Lecithin nach Erfahrung vieler Anwenderinnen gut einziehende und sehr pflegende Rezepturen, die der Haut spürbar Feuchtigkeit geben: Lysolecithin gibt leicht Wasser aus der Grundlage frei, die Phytosterole restrukturieren die Lipidbarriere der Hornschicht und binden das Wasser zuverlässig in der Haut. Bei tendenziell fettiger Haut und Mischhaut kann Lysolecithin dominieren; bei eher trockener Haut empfehle ich, Lysolecithin als Begleiter eines lipophileren Emulgators wie Wollwachsalkohol oder Lanolin oder mit O/W-Emulgatoren wie Montanov™ 68, Lamecreme und Glyceryl Stearate Citrate einzusetzen.

Tipp aus der Praxis
In Formulierungen, die kosmetisch »trocken« wirken, d. h. subjektiv zu wenig Wasser abgeben, kann ein Zusatz von 0,5–1 % Lysolecithin in der Emulsion das Wasserfreigabeverhalten entscheidend verbessern und ein deutlich feuchteres Hautgefühl erzeugen. Grund: Lysolecithin bricht die flüssig-kristallinen Gelstrukturen klassischer Emulsionssysteme auf und lässt das gebundene Wasser frei. Dabei kann es zu einem leichten, aber spürbaren Viskositätsverlust kommen.
Einsatzkonzentration von Lysolecithin
| Einsatzbereich | Dosierung |
|---|---|
| Als stabilisierender Koemulgator in O/W-Emulsionen | 0,5–1 % |
| Als Emulgator für leichte Cremegele | 3 % + 0,3–0,5 % Gelbildner |
| Als Emulgator in W/O-Emulsionen | 1–5 % der Fettphase |
| Als rückfettende Komponente in Haarpflegeprodukten, Shampoos und Duschgelen | 1–3 % |
| Als Emulgator für Badepralinen | bis 10 % |
