INCI: Oryzanol
Gamma-Oryzanol ist ein weißes bis blassgelbes, geruchloses kristallines, 98 % reines Pulver aus mit Ferulasäure veresterten Phytosterolen (u. a. Triterpenen, Camesterol, Stigmasterol und β-Sitosterol) aus dem Keim- und Kleieöl von Oryza sativa L. (Reiskeimöl), der zu den Gräsern zählenden Reispflanze. Die sehr fettreiche Reiskleie besteht aus Fruchtwand, Samenschale, Aleuronschicht und Keimling des Reiskorns und wird, da diese Bestandteile teilweise mehr als 33 % oxidationsempfindliche Lipide enthalten, in der Regel entfernt. Zurück bleibt sogenannter »polierter Weißreis«, wie er weltweit bevorzugt verzehrt wird. Der Pflanze dienen die Ferulasäureester als Eigenschutz vor licht- und wärmebedingter Oxidation.

Kurzportrait von Gamma-Oryzanol
Herkunft: pflanzlich
blassgelbes Pulver
Dosierung: 0,2–1 %
- CAS-Nr. 11042-64-1
- Funktion und kosmetischer Einsatz: Antioxidans, barriereschützender, entzündungshemmender, durchblutungsfördernder, UV-Licht-absorbierender Wirkstoff, antistatisch wirkende Komponente in Haarpflegeprodukten
- Verarbeitung: Mit oxidationsstabilen Ölen bei ca. 90 °C aufschmelzen und weiterverarbeiten
Löslichkeit: öllöslich
Schmelzpunkt:
(isoliert) 135–154 °C
Haltbarkeit (bei Raumtemperatur, dunkel und gut verschlossen gelagert): 24 Monate
1954 wurde γ-Oryzanol das erste Mal aus dem Kleieöl in 1- bis 2-prozentiger Konzentration isoliert und in folgenden Untersuchungen als Phytosterolgemisch identifiziert [1]. Ernährungsphysiologisch gilt γ-Oryzanol, vergleichbar anderen pflanzlichen Sterolen, als cholesterinsenkendes Diätikum. In geringen Mengen findet es sich auch beispielsweise in Mais- und Gerstenkeimlingen.
2009 haben wir Erfahrungen mit Gamma-Oryzanol in der Rührküche ausgetauscht.
Wirkung und kosmetischer Einsatz
Gamma-Oryzanol weist eine ausgeprägte, natürliche UVA- und UVB-Absorptionsfähigkeit auf, die es als idealen Zusatz für naturkosmetisch ausgerichtete Sonnenschutz-Präparate prädestiniert, in denen es physikalische Sonnenschutzfilter sinnvoll ergänzt. Dieser so genannte Sekundärschutz ist nicht in einem konkreten Lichtschutzfaktor zu fassen, sondern basiert auf der Minderung lichtinduzierter degenerativer Schäden an elastischen und collagenen Fasern. Bekannte naturkosmetisch orientierte Firmen wie Wala, Lavera, Börlind verwenden es in ihren Produkten, primär in Sonnenpflege- und Spezialprodukten für reife Haut.
Es wirkt, bevorzugt in Kombinationen mit Tocopherol und Ascorbylpalmitat, als Antioxidans. Ferulasäure soll die Bildung von bei oxidativem Stress entstehenden Sauerstoffradikalen hemmen und damit die entzündungsfördernde Wirkung verschiedener Mediatoren (Botenstoffe) mindern [2].
Es eignet sich als oxidationsstabilisierende und UV-absorbierende Komponente in Emulsionen und als zusätzlich antistatischer Zusatz in der Haarpflege. Positiv ist, dass Oryzanol in gleicher Weise wie hauteigene Lipide die Oxidation der Emulsionslipide hemmt und Emulsionen auf diese Weise stabilisiert: in Untersuchungen erwies sich Oryzanol in einer Einsatzkonzentration von 2,5 und 10 mmol/kg als mengenabhängige, wirksame antioxidative Komponente in der Stabilisierung von Ölen mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren [3]. Die antioxidative Wirkung scheint bei tierischen Fetten sogar ausgeprägter zu sein als bei pflanzlichen Lipiden. Seine stimulierende Wirkung auf die Talgdrüsen, verbunden mit der Phytosterolen eigenen barrierestärkenden und durchblutungsfördernden Wirkung, fokussiert seinen Einsatz primär auf die Pflege trockener, fettarmer und reifer Haut und kennzeichnet es – verbunden mit der lichtschützenden Wirkung – als idealen Wirkstoff gegen vorzeitige, lichtbedingte Hautalterung. Als hautaffines Lipid penetriert Gamma-Oryzanol zudem gut in die Haut und erzeugt bei höherer Dosierung ein tendenziell reichhaltiges, einhüllendes Hautgefühl. Sehr gut eingesetzt ist es in Sonnenpflege- und lichtexponierten Produkten, in Haarpflegelotionen und in Lippenkosmetika.
In Emulsionen hat es durch seinen hohen Schmelzpunkt eine leicht konsistenzgebende Wirkung.
Verarbeitung von Gamma-Oryzanol
γ-Oryzanol ist bis zu einer Einsatzkonzentration von ca. 1 % in Öl aufschmelzbar. Allerdings ist die Höchstkonzentration von γ-Oryzanol in den üblichen kosmetisch genutzten Pflanzenölen begrenzt und liegt bei ca. 1 %; nach Abkühlung kann es jedoch zu Auskristallisationen kommen. Im Durchschnitt beträgt die durchschnittliche Löslichkeitsgrenze in Öl 0,4–0,6 % γ-Oryzanol. Verwenden Sie ein oxidativ stabiles Öl mit guten Lösungseigenschaften wie z. B. Neutralöl (INCI: Caprylic/Capric Triglyceride) und erhitzen Sie es unter Rühren bis auf die erforderliche Temperatur. Obwohl sein isolierter Schmelzpunkt bei ca. 135–154 °C (je nach Handelsprodukt schwanken die Angaben) liegt, löst es sich nach meinen Erfahrungen in der ca. 90 °C heißen Fettphase, da sich die Schmelzpunkte der Fette annähern.

Die Barriereschutzbasis
In meiner Barriereschutzbasis verarbeitet – einem selbst entwickelten Compound – nutze ich die barriereschützende Wirkung von Gamma-Oryzanol in Kombination mit Phytosterolestern, Phospholipiden und Ceramiden. Die Basis lässt sich auf Vorrat herstellen und ist leicht zu dosieren und zu verarbeiten. Auch wenn hier die Einsatzkonzentration von γ-Oryzanol im Verhältnis zum Öl in der Basis sehr hoch ist, fördert die Vormischung eine Senkung des Schmelzpunkts der gesamten Masse und damit eine leichtere Verarbeitung.
Einsatzkonzentration
Die Einsatzkonzentration des reinen Gamma-Oryzanols in kosmetischen Produkten beträgt 0,2–1 %. In Pflege-Emulsionen fürs Gesicht empfinde ich bereits 0,2–0,4 % als angenehm schützend.
Quellen
- Andreas Miller: Analytik von Minorlipiden: Ferulasäureester von Phytosterolen (γ-Oryzanol) in Reis. Dissertation. München, 2004
- Raab, Wolfgang / Kindl, Ursula: Pflegekosmetik. Ein Leitfaden. Stuttgart : Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2004
- Claudia Juliano, Massimo Cossu, Maria Cristina Alamanni, Luisella Piu: Antioxidant activity of gamma-oryzanol: Mechanism of action and its effect on oxidative stability of pharmaceutical oils. International Journal of Pharmaceutics, Volume 299, Issues 1–2, 2005, p. 146-154
- Datenblatt der Vertriebsfirma, Henry Lamotte Oils GmbH, Bremen, 2009
