Hautphysiologischer Barriereschutz

Ceramide NP (Ceramide III, Ceramide III B)

Ceramide III / III B

INCI: Ceramide NP

Ceramide gehören zu körpereigenen Sphingolipiden, die vor allem in der Hornhaut (dem Stratum corneum) präsent sind und dort, gemeinsam mit Cholesterin und freien Fettsäuren, die hydrophobe (wasserabweisende) Barriereschicht der Haut prägen. Es gibt verschiedene Ceramide in der Haut, die sich im Grad ihrer Polarität unterscheiden und denen jeweils eine Zahl zugewiesen ist: Je höher die Zahl, desto höher ist ihre Polarität.

Hergestellt werden kosmetisch eingesetzte Ceramide III bzw. III B in einem Biofermentationsverfahren: Hefezellen produzieren Tetraacetylphytosphingosin, das zu Phytosphingosin acetylisiert und (im Falle von Ceramide III) mit pflanzlicher Stearinsäure bzw. (im Fall von Ceramide III B) mit pflanzlicher Ölsäure verbunden wird. Ceramide sind also Fettsäureamide des Phytosphingosins. Die durch dieses Verfahren produzierten und zu 95 % aufkonzentrierten Ceramide haben laut Evonik die gleiche stereochemische Konfiguration wie die in der menschlichen Haut vorhandenen Ceramide. Beide Produkte sind hochrein und unkonserviert. Neben Evonik ist die koreanische Firma Doosan Corporation bekannt für ihre Ceramide-Typen.

Ceramide NP

Kurzportrait von Ceramide NP

Herkunft: pflanzlich

Weißes Pulver

Dosierung: 0,05–1 %

  • CAS-Nr. 100403-19-8
  • Funktion und kosmetischer Einsatz: Hautbarriereschützender, den Wasserverlust mindernder Wirkstoff für trockene, reife und barrieregestörte Haut sowie konditionierender, UV-schützender und restrukturierender Wirkstoff für Haarpflegeprodukte.
  • Verarbeitung: Bei 90– 130 °C in einem stabilen Öl lösen (empfohlen: Neutralöl, INCI: Caprylic/Capric Triglyceride)

Löslichkeit: in Öl aufschmelzbar

Haltbarkeit (kühl, dunkel und gut verschlossen gelagert): 24 Monate

Wir erhalten Ceramide III und Ceramide III B (frühere INCI-Bezeichnung: Ceramide 3) unter dem aktuellen INCI-Namen »Ceramide NP«. Der Zusatz »NP« meint »nonhydroxy phytosphingosine« und zielt auf die Art der normalen Fettsäure, die mit diesem Inhaltsstoff verbunden ist, zum anderen auf seine Phytosphingosin-Basis. Welche Variante Ihr Shop führt, erkennen Sie – soweit vom Shop ergänzt – an der Bezeichnung »N-oleoyl-phytosphingosine« (das ist die Variante mit Ölsäure, Ceramide III B) bzw. »N-stearoyl-phytosphingosine« (das ist die Variante mit Stearinsäure, Ceramide III) oder der Schmelzpunkt-Angabe: Pures Ceramide III benötigt durch den höherschmelzenden Stearinsäure-Part 123 – 128 °C, pures ölsäurebasiertes Ceramide III B 98 – 108 °C.

Kosmetische Wirkung

Dass Ceramide, topisch (also äußerlich auf die Haut) aufgetragen, nicht in identischer Weise wie die hauteigenen wirken, ist in der Forschung Konsens; dennoch haben sie als kosmetischer Rohstoff ausgesprochen positive Wirkungen auf den Feuchtigkeitsgehalt der Haut. Ihre Wirkung verdanken Ceramide u. a. ihrer chemischen Struktur: Amide haben die Eigenschaft, sich mit dem Keratin der Hornzellen (Keratinozyten) über Wasserstoffbrücken zu verbinden und damit einen nicht spürbaren, einhüllenden »Film« zu erzeugen, der den transepidermalen Wasserverlust mindert und die Haut vor äußeren Einflüssen schützt. Dabei binden sie Wasser und halten es in der Epidermis fest. In Haarpflegeprodukten wirken Ceramide UV-schützend und restrukturierend.

Verarbeitung

Unkompliziert sind reine Ceramide als kosmetische Ingredienzien nicht: Der relativ hohe Schmelzpunkt bewirkt eine Tendenz zur Rekristallisation, vor allem bei hohen Einsatzkonzentrationen über 0,5 % (empfohlen werden EKs zwischen 0,05 und 1 %); auch die Gefrierstabilität der Emulsionen leidet.

Es gibt allerdings Unterschiede je nach Handelsprodukt. Ceramide III und Ceramide III B (Ceramide NP) unterscheiden sich, wie oben bereits angemerkt, u. a. im Schmelzpunkt (Ceramide lll: 123 – 128 °C, Ceramide lll B: 98 – 108 °C). Ceramide III B weist durch die Verbindung des Phytosphingosins mit Ölsäure statt Stearinsäure einen niedrigeren Schmelzpunkt auf und lässt sich daher leichter aufschmelzen. In Ölen lösen sich Ceramide bereits bei etwas niedrigeren Temperaturen.

Für die Verarbeitung von Ceramide III wichtig ist ein klares Auflösen bei mindestens 90– 130 °C (je nachdem, welches Produkt Sie verfügbar haben), optimal in einem Öl, das gute Lösungseigenschaften aufweist, z. B. Neutralöl (INCI: Caprylic/Capric Triglyceride) oder Dermofeel® sensolv (INCI: Isoamyl Laurate). Das Zusammengeben und das erste Dispergieren der Phasen muss bei dieser hohen Temperatur erfolgen, anschließend wird kontinuierlich und sanft kalt gerührt – nicht im kalten Wasserbad! Durch ihre Ambiphilie (die Moleküle zeigen sowohl fett- wie wasserliebende Eigenschaften) binden sich Ceramide gut in flüssig-kristalline Gelphasen typischer O/W-Emulsionen ein.

Barriereschutzbasis (BSB) von Olionatura, Formulierung 2020

Die Barriereschutzbasis

Ein rein pflanzenbasiertes, hochwirksames Compound, das Ceramide NP mit Phytosterolen und Ferulasäurestern kombiniert, ist meine 2011 entwickelte und 2020 modernisierte Barriereschutz-Basis. Sie enthält über 50 % Wirksubstanzen, keinen Lösungsvermittler, ist unkonserviert und durch ihren verringerten Schmelzpunkt bequem zu verarbeiten.

Hinsichtlich einer angenehmen Haptik der Emulsionen empfehle ich, die hochschmelzenden Ceramide mit einem Anteil an niedrigviskosen Ölen (z. B. Isopropyl Myristate, Isoamyl Laurate u. a.) zu kombinieren. Ceramide beeinflussen durch ihren hohen Schmelzpunkt die Spreitfähigkeit einer Emulsion und senken diese ähnlich wie hydrierte Lecithin oder Gamma-Oryzanol. Die hochspreitenden Öle gleichen dieses Manko aus.

Autorenbild © Heike Käser | Olionatura®