Der beliebte Klassiker mit kleinen Schwächen

Glycerinstearat SE, O/W-Emulgator

Glycerinstearat SE

INCI: Glyceryl Stearate SE

Glycerinstearat SE ist ein rein kosmetisch eingesetzter, anionischer Emulgator auf pflanzlicher Basis, den wir je nach Hersteller und Handelsprodukt als Pulver oder in Form kleiner Pellets oder Flakes kaufen. Der Zusatz »SE« in der Handelsbezeichnung bedeutet »selbstemulgierend« und charakterisiert die emulgierenden Fähigkeiten des Produkts, die chemisch durch einen Zusatz an Alkali- oder Kaliumstearat (je nach Hersteller) erzeugt werden. Bekannte Handelsprodukte sind TEGIN® Pellets (Evonik, ehemals Degussa), Cutina® GMS SE (BASF) und Imwitor® 960K (IOI Oleo GmbH).

Glycerinstearat SE, O/W-Emulgator

Kurzportrait von Glycerinstearat SE

vegan

Pulver, Pellets, Flakes

Dosierung: 5–8 %

  • CAS-Nr. 31566-31-1
  • Funktion und kosmetischer Einsatz:  Emulgator für Lotionen und Cremes mit Fettphasen bevorzugt zwischen 20 und 40 %.
  • Verarbeitung: Bei ca. 65 °C in der Fettphase aufschmelzen, Fett- zur Wasserphase geben. Optimal mit anderen Emulgatoren kombinieren und mit Konsistenzgebern (Fettalkohole, Wachsester) und 0,2–0,5 % Gelbildner, alternativ 1–2 % Lysolecithin stabilisieren. Nicht zu stark homogenisieren.

Schmelzbereich: 55–61 °C

HLB-Wert: 12
Klasse: anionisch

Haltbarkeit: 12–36 Monate
(trocken, gut verschlossen, < 25 °C)

Die Kosmetikindustrie nutzt die nicht selbst emulgierende Form, (Glycerylmonostearat, Glycerinstearat mit HLB 4) als Konsistenzgeber und Koemulgator. Bisweilen wird Glycerinstearat SE auch als Glycerinmonostearat mit dem Zusatz selbstemulgierend deklariert, z. T. ergänzt durch die Angabe des Monoester-Anteils und des Alkalistearat-Typs (Beispiel: Glycerylmonostearat, 32/36, Kalium). Dieser Alkali-Stearat-Anteil (die Alkaliseife) ist der hydrophile (wasserlösliche) Teil des Emulgators, das reine Glycerylmonostearat ist lipophil (fettlöslich). Tatsächlich können sich die Produkte, die wir in den Shops als »Glycerinstearat SE« kaufen, in ihren Eigenschaften leicht unterscheiden, je nachdem, welches Handelsprodukt dahintersteckt. Je höher der Monoester-Anteil, desto lipophiler und weniger hydrophil ist der Emulgator (und desto schwieriger wird seine Verarbeitung in wasserbasierten O/W-Emulsionen). Evonik bietet z. B. mit TEGIN® Pellets MB ein Produkt mit einem Monoester-Anteil von ca. 60 % an, Cutina® GMS SE der BASF enthält ca. 32–40 % Monoester, für Imwitor® 960K wird > 30 % angegeben .

Wirkung und kosmetischer Einsatz

Glycerinstearat ist insbesondere für Cremes mit einer Fettphase zwischen 20 und 40 % zu empfehlen. Ich habe ihn als einen ausgezeichneten Emulgator für Lipidphasen zwischen 20 und 30 % empfunden; bei Lipidphasen deutlich über 40 % ist Montanov™ 68 besser geeignet (im Sinne eines angenehmeren Hautgefühls und Auftragsverhaltens); alternativ können Sie Glycerinstearat SE 2:1 oder 1:1 mit Lamecreme mischen.

Der relativ hohe Anteil an 5–8 % freiem Glycerin zeigt kosmetische Vorteile: Glycerinstearat SE erzeugt im optimalen Einsatzbereich sehr angenehme Emulsionen mit einem »feuchten«, leichten Hautgefühl. Ein Nachteil dieses Emulgators ist seine Intoleranz gegenüber verschiedenen Ingredienzen: Bei Rezepturen mit säurehaltigen Inhaltsstoffen mit leicht sauren pH-Werten oder Mineralsalzen neigen Emulsionen mit Glycerinstearat SE durch den enthaltenen Alkalistearatanteil (»Seife«) zu Instabilität, weil die positiven Ionen des Natriums aus dem Salz die negativ geladene, hydrophile Carboxylatgruppe des Alkalistearatanteils anzieht und ihre Fähigkeit mindert, Wasser zu binden (fachlich ausgedrückt: Hydrathüllen auszubilden). Der Hersteller empfiehlt hier eine zurückhaltende Dosierung.

Der pH-Wert der Emulsionen liegt optimal zwischen 6,8 und 8,2, also im neutralen bis leicht basischen Bereich. Beim Einsatz von Konservierungmitteln auf Basis organischer Säuren wie z. B. Rokonsal™ BSB-N kann dies kritische Folgen haben, weil diese einen sauren pH-Wert erfordern, um zuverlässig wirken zu können. Aus diesem Grund empfiehlt sich, Glycerinstearat SE mit anderen Emulgatoren zu mischen: Sehr gut eignen sich Emulsan, Tego® Care PSC-3, Dermofeel® GSC palm oil free und alle Lecithine. Sie garantieren, dass auch bei leicht saurem pH-Wert die Emulsion stabil bleibt.

Verarbeitung von Glycerinstearat SE

Glycerinstearat wird mit der Fettphase auf ca. 65 °C erwärmt, dann erfolgt die Zugabe der auf gleiche Temperatur erhitzten Wasserphase. Bei einem alleinigen Einsatz dieses Emulgators ist es wichtig, nach Emulsionsbildung und mit zunehmender Abkühlung moderat zu rühren, also in keinem Fall zu stark zu homogenisieren. In der ersten Minute wird hochtouriges Rühren gut vertragen und fördert eine feine Dispergierung der inneren Ölphase, danach rühren Sie moderat weiter. Die zunächst dünnflüssige Emulsion wird zunehmend dickflüssig bis cremeartig.

Nach meinen Erfahrungen neigen Emulsionen mit Glycerinstearat bei Dosierungen unter 5 % nach einigen Tagen zu einem feucht-gleitenden, »glitschigen« Auftragsverhalten: Die Emulsion bricht beim Auftrag und lässt schnell viel Wasser frei. Die Zugabe von 0,2–0,4 % Gelbildner (z. B. Cosphaderm® X 34), alternativ 1–2 % Lysolecithin und eine sanfte Verarbeitungsweise mildern das Problem deutlich und optimieren dadurch Stabilität und das Auftragsverhalten.

Mein Fazit: ein schöner und vielseitiger Emulgator für feuchtigkeitsspendene Cremes und Lotionen mit leichten (Verarbeitungs-)Schwächen, die sich jedoch gut ausgleichen lassen.

Einsatzkonzentration

Die Einsatzkonzentration variiert je nach Hersteller laut Datenblatt zwischen 6 bis 8 % auf die Gesamtmenge an Emulsion bezogen. Diese Dosierung wirkt sehr hoch, relativiert sich jedoch durch die Tatsache, dass Glycerinstearat SE nur einen geringen reinen Emulgatoranteil (das Alkalistearat) aufweist und vorwiegend aus konsistenzgebenden Glyceriden besteht. Nach meiner Erfahrung  reichen 5 % im bevorzugten Fettphasenbereich aus, wenn mit stabilisierenden Koemulgatoren und Gelbildnern gearbeitet wird . Bei Dosierungen unter 5 % neigt die Emulsion (je nach Gesamtkonzeption) nach 2–3 Wochen zu optischer Inhomogenität.

Autorenbild © Heike Käser | Olionatura®