Tonkabohnen

Tonkabohne

Der warm-sinnliche Duft

INCI: Dipteryx odorata

Die Tonkabohne ist der mandelförmige, dunkel- bis rötlichbraune Samen der Steinfrucht einer Waldbaumart aus der Familie der Schmetterlingsblütler der Gattung Dipteryx. Der immergrüne, großwüchsige (bis 40 m hohe) Tonkabaum ist in der gesamten Amazonasregion verbreitet.

Gemahlene Tonkabohne

Dipteryx odorata

  • Familie: Schmetterlingsblütler (Fabaceae)
  • englisch: Cumaru seed, Tonquin bean
  • französisch: Coumarou, Fèves de tonka
  • Inhaltsstoffe: Fettes Öl, Coumarine, aromatische Aldehyde (5-Hydroxymethylfurfural, Vanillin, Heliotropin) u. a.

Links sehen Sie frisch in einer Kaffeemühle zerkleinerte Tonkabohnen für eine geplante Soxhlet-Extraktion.

1820 wurde Coumarin das erste Mal aus Bohnen des Tonkabohnenbaums isoliert. Nach dem Namen für die Samen des Baumes, »Coumarouna«, wurde zunächst die Substanz benannt und diese Bezeichnung später auf alle Pflanzenstoffe mit dem gleichen Grundgerüst übertragen.1

Im Handel erhalten Sie Tonkaextrakt u. a. als Gemisch aus 70–75 % Ethanol und 25–30 % Tonkabohnen-Absolue. Daneben gibt es ein 50%iges Tonka-Absolue und ein reines Absolue. Tonka duftet am besten in Verdünnung und ist verdünnt leichter zu verarbeiten, daher kann die Selbstherstellung eine gute Alternative zu kommerziellen Produkten sein. Weiter unten erhalten Sie Hinweise zur Herstellung von Tonka-Auszügen.

Inhaltsstoffe der Tonkabohne

Hauptinhaltsstoff der Tonkabohne ist mit ca. 25 % ein fettes Öl. Bekannt ist sie jedoch durch ihren charakteristischen, an Vanille, Mandeln und Waldmeister erinnernden Geruch. Letztere basieren insbesondere auf dem Gehalt an bis zu 3 % Coumarin (1-Benzopyran-2-on). Coumarine sind sekundäre, in Ethanol und Öl lösliche Pflanzenstoffe, die sowohl in Pflanzensamen als auch in Blüten, Blättern, Wurzeln und Stängeln gefunden werden. Sie liegen in der Pflanze sowohl frei als auch an andere Moleküle (z. B. Glycoside) gebunden vor und wirken dort u. a. als Antioxidantien, Enzyminhibitoren und hormonell wirksame Wachstumsregulatoren. Von den insgesamt über 130 aromatischen Verbindungen sind Dihydrocarbonsäure, 2- und 4-Hydroxybenzoesäure, Ferulasäure sowie das Coumarinderivat Umbelliferon einige der bekanntesten.2

Bei der Gewinnung der Tonkabohne werden die Samen getrocknet, mit Alkohol bedeckt (in der Literatur wird Rum genannt; ob dies immer so ist, konnte ich nicht eindeutig klären), über 24 Stunden mazeriert und anschließend erneut getrocknet. Aus der daraus folgenden, mehrere Wochen dauernden Fermentation resultieren die uns bekannten dunklen, oft mit weißen Coumarin-Kristallen überzogenen Tonkabohnen: Coumarin entsteht durch enzymatische Spaltung aus einem Glykosid der o-Hydroxyzimtsäure (o-hydroxycinnamic acid). Nach der Fermentation steigt der Coumaringehalt daher teilweise bis auf 10 % an.3

Einsatz in der Naturkosmetik

In der Kosmetik punktet die Tonkabohne vor allem durch ihren Duft: »Warm-balsamisch, mandelartig« umschreibt das typische, süßlich-heuartige Duftprofil mit wenigen Worten. Daneben wirkt Tonka als Fixateur für andere Düfte. Wir nutzen die Tonkabohne vor allem in Form von Ölmazeraten und ethanolischen Extrakten, die unseren Produkten einen dezenten, warmen und zärtlichen Duft verleihen. Ich selbst arbeite gerne mit einem selbst hergestellten Tonka-Mazerat (auf Basis von oxidativ stabilem Jojoba- oder Wiesenschaumkrautöl) insbesondere für den Einsatz in Körperölen, Lippenstiften und Lippenbalsamen, während mein ethanolischer Soxhlet-Extrakt zur Beduftung von Emulsionen dient.

Herstellung von Tonka-Auszügen

In der heimischen Rührküche stehen uns vor allem drei Methoden zur Verfügung: Die Mazeration in einem Pflanzenöl, der Ansatz eines ethanolischen Extrakts und die Soxhlet-Extraktion. Alle drei Verfahren sind in den verlinkten Beiträgen detailliert beschrieben. Dennoch möchte ich einige kurze Hinweise ergänzen:

  • Ich empfehle Ihnen für einen intensiven Auszug ca. 10 Tonkabohnen auf 100 g Ethanol (96 Vol.-%) bzw. 5 Tonkabohnen auf 100 ml eines oxidativ stabilen, duftdezenten Pflanzenöls.
  • Reiben Sie die Tonkabohnen vorher fein (z. B. mit einer Muskatreibe oder in einer elektrischen Mühle). Ölmazerate sowie ethanolische Extrakte müssen nach der Extraktion gut gefiltert werden, z. B. durch einen Falten- oder Rundfilter. Eine anschließende Feinstfilterung mit einer Glasnutsche ist bei einem ethanolischen Auszug empfehlenswert (insbesondere wenn der Extrakt in wasserhaltigen Produkten wie Emulsionen eingesetzt wird).

Quellen

  1. R. Hänsel, O. Sticher: Pharmakognosie – Phytopharmazie. Springer 2010
  2. Martin Wörner, Peter Schreier: Flüchtige Inhaltsstoffe aus Tonkabohnen. Zeitschrift für Lebensmitteluntersuchung und -Forschung, 1991, 193, S. 21–25
  3. Principles and Practice of Phytotherapy (Second Edition). Modern Herbal Medicine. Churchill Livingstone 2013
  4. Dietrich Wabner: Taschenlexikon der Aromatherapie. Verlag Systemische Medizin 2013
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