Nicht wenige Menschen, die ihre Haut in Zukunft »natürlich« pflegen wollen, entscheiden sich aus Verunsicherung für diesen Schritt: Emulgatoren gelten – so die einhellige Meinung in diversen Zeitschriften- und Online-Artikeln sowie in Social-Media-Beiträgen – als hautschädigend und austrocknend. Hier bietet sich eine Pflege mit puren Ölen als ideale Alternative an. Aber: Kann die Lösung denn so einfach sein? Dieser Beitrag versucht Ihnen Möglichkeiten und Grenzen dieser Pflegestrategie aufzuzeigen.
Grundsätzlich gilt: Solange Ihnen eine reine Ölpflege gut tut, besteht kein Grund, die Strategie zu ändern. Eine weitgehend intakte Haut, die ausreichend wasserbindende Substanzen (Natural Moisturizing Factor, die sogenannten NMF) produziert und über eine ausreichende Menge an hauteigenen Emulgatoren verfügt, ist mit einer rein fettbasierten Pflege in der Regel gut versorgt.
Tatsächlich bietet die reine Fettpflege bisweilen eindeutige Vorteile: Für Haut, die auf synthetische Emulgatoren irritiert reagiert, oder für überpflegte Haut kann es sehr wohltuend sein, in einem begrenzten Zeitraum mit Ölen gepflegt zu werden, die über Hydrolat oder Wasser, also auf feuchter Haut aufgetragen werden (insbesondere dann, wenn mit Bedacht Hydratisierer wie Urea, Glycerin, Natriumlaktat u. a. hinzugefügt wurden). Auf diese Weise kann die Hornschicht Wasser aufnehmen, und das aufgetragene Öl hält es aufgrund seiner semiokklusiven Struktur in der Haut. Dies funktioniert jedoch nur, wenn die Haut über genügend hauteigene Emulgatoren verfügt, die im Sebum enthalten sind, teilweise jedoch auch aus den Barrierelipiden der Hornschicht stammen. In erster Linie sind dies Cholesterole, freie Fettsäuren und Diglyceride, die Wasser aus dem Schweiß und das aufgetragene Wasser emulgieren, mit ihnen eine spontane Emulsion bilden und eine lückenlose Verteilung der Fette auf der Hautoberfläche ermöglichen – ein effektiver, hauteigener Schutz vor Austrocknung. Fehlen der Haut diese hauteigenen Emulgatoren, kann sie mit aufgetragenen Ölen wenig anfangen. Aus diesem Grund machen viele die Erfahrung, dass ein wenig Lecithin als Emulgator natürlichen Ursprungs in einem Pflegepräparat die Wirkung einer reinen Öl-auf-Wasser-Pflege deutlich steigert. Anderen reichen lecithin- und phytosterolreiche Öle, um das Fehlen der hauteigenen Emulgatoren auszugleichen (wie Avocado-, Soja-, Weizenkeimöl).
Pur und ohne eine weitere Pflegeergänzung sind Öle für nicht mehr ganz junge Haut auf Dauer nicht optimal. Der Grund ist, dass unsere Haut neben rückfettenden und restrukturierenden Lipiden auch Feuchtigkeit benötigt. Gesunde, junge Haut ist gut hydratisiert und verfügt über ausreichend feuchtigkeitsbindende Substanzen (oben genannte NMF) in der Haut. Reifere und trockene Haut profitiert jedoch in hohem Maße von extern zugeführtem Wasser und von Substanzen, die diese Feuchtigkeit binden, weil sie selbst nicht mehr über ausreichende Gehalte an Substanzen des NMF verfügt. Nur mit Öl gepflegt, verliert die Haut ihren Turgor (so nennt man den Druck einer mit Flüssigkeit gefüllten Zelle nach außen) und wirkt nach einiger Zeit pergamentartig und trocken.
Grund ist: Viele hauteigene Stoffwechselprozesse (u. a. Enzymaktivitäten) setzen einen Mindestgehalt an Wasser voraus. Fehlt dieses, können hauteigene Fette, die für den Einbau in die Hautbarriere benötigt werden, nicht mehr gespalten werden. Auch eine nachlassende Produktion an hauteigenen Emulgatoren kann bei einer reinen Ölpflege zu Problemen führen, weil erst Emulgatoren dafür sorgen, dass das aufgetragene Fett und Wasser eine schützende Emulsion bilden, die auf der Hautoberfläche spreitet.
Was vielen nicht bewusst ist: Auch fettende, zu Unreinheiten neigende Haut kann von einer mangelnden Enzymtätigkeit durch fehlendes Wasser in der Hornschicht betroffen sein. Hier führt dies zu Verhornungsstörungen, da verhorntes Zellmaterial nicht mehr abgestoßen wird und den Talgabfluss behindert. Die Folge sind u. a. Unterlagerungen und Unreinheiten. Eine Haut kann stark fetten und dennoch unter Feuchtigkeitsmangel leiden.
Aus diesem Grund haben sich Emulsionen als kosmetisches Produkt so durchsetzen können: Sie imitieren, sinnvoll und auf Basis natürlicher pflanzlicher Fette und NMF-Feuchtigkskeitsubstanzen konzipiert, das bewährte hautphysiologische Pflegekonzept der Haut und unterstützen ihre Funktionen.
Sie stellen fest: Wie so oft umfasst die Antwort auf eine Frage differenzierte Aspekte. Ich bin von der Wirkung von Pflanzenölen seit 2006 begeistert und halte sie für die wirksamsten Komponenten in einer hautphysiologischen Pflege – auf sie alleine kann ich leider in meinem Alter nicht mehr setzen (und so geht es vielen Menschen, die ich in den letzten Jahren auf der Suche nach ihrer individuellen Hautpflege begleiten durfte). In der Naturkosmetik verfügen wir über eine große Auswahl an hautphysiologischen, natürlichen Emulgatoren, die sich wunderbar in die Hautchemie einfügen. Auf Olionatura.de finden Sie die bewährtesten von ihnen ausführlich dokumentiert.
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